Erfahrungen mit dem Surface Pro 7 und 9 im Schulalltag

Erfahrungen mit dem Surface Pro 7 und 9 im Schulalltag

Für eine Schule haben wir mehrere hundert Surfaces beschafft und damit im Laufe von drei Jahren Erfahrungen sammeln können. Da sowohl ich als IT-Verantwortlicher als auch mein Sohn Jakob als Schüler Berührungspunkte mit den Surfaces haben, hier eine Zusammenfassung zunächst aus meiner Sicht, dann aus der (Nutzer-)Sicht von Jakob und am Ende ein kleines Fazit meinerseits.

Das Surface Pro 7 und 9 aus Administrationssicht

An der Schule werden parallel iPads und in höheren Klasen Surfaces genutzt. Voraussetzung bei allen Geräten war, dass die Schüler auf dem Gerät auch per Stift schreiben können. Das grenzt die Auswahl bei Windows-Geräten ein, da es Geräte mit Touchscreen sein müssen.

Hardware

Die Surfaces sind sogenannte Convertibles, d.h. im bei ihnen kann die Tastatur abgesteckt werden und sie können als Tablets genutzt werden. Der Bildschirm der Surfaces ist hochauflösend und bietet in voller Helligkeit ein klasse Bild. Die Qualität des Gehäuses ist beim 7er Surface mittelmäßig. Es wirkt sehr fragil, das Material fühlt sich sehr nach billigem Plastik an. Das Scharnier ist gerade in Schülerhänden dafür prädestiniert kaputt zu gehen. Die optionale Tastatur ist für den Preis in meinen Augen mangelhaft, mit schlechtem Tippgefühl und einer sehr hohen Ausfallrate. Zudem reibt der Stoffbezug rund um die Tastatur schnell ab und sie wirkt recht schnell schäbig. Bei der 7er-Reihe hatten wir insgesamt viele Defekte. Einige Geräte überhitzten ohne Grund, die Batterie ließ sich nicht mehr aufladen oder der Bildschirm zeigte Artefakte.

Das Scharnier am Surface war bei sehr vielen Schülern nach bereits einem Schuljahr defekt.

Bei der 9er-Reihe hast Microsoft beim Gehäuse hochwertigere Materialien genutzt, was das Gerät allerdings auch schwerer macht. Erstaunlicherweise ist das Surface Pro 9 allerdings langsamer als das 7er-Modell. Meiner Ansicht nach liegt das an der langsameren SSD, die wahrscheinlich in der Grundausstattung nur noch aus einem 128GB-Modul besteht und nicht mehr aus zwei 64GB-Modulen wie beim 7er. Die Grundausstattung mit nur 8GB RAM und 128GB Festplatte ist für den Preis bei beiden Modellen sowieso äußerst knausrig und sorgt im Laufe des Schuljahres für viele Probleme mit komplett gefüllten Festplatten.

Noch eine kurze Einschätzung zum optionalen Stift. Der liegt solide in der Hand, allerdings geht die eine mitgelieferte Mine recht schnell kaputt. Stifte zeigen häufig Probleme mit ungewolltem Nachziehen. Wenn die Mine bricht, passiert es erstaunlich oft, dass man die Überreste nicht mehr aus dem Stift herausbekommt. Dadurch wird der Stift unbrauchbar. Wir sind deshalb schnell dazu übergegangen, deutlich preiswertere Stifte von Drittherstellern zu nutzen. Diese haben statt der Batterie auch einen komfortableren Akku, der bequem per USB-C aufgeladen werden kann.

Software

Kommen wir jetzt zu einem zentralen Problem der Surfaces: Da der Hersteller der Hard- und Software Microsoft ist, hatte ich die Hoffnung, dass es ein ebenso reibungsloses Zusammenspiel gibt wie bei Apple-Geräten. Die Hoffnung hat sich aber leider nicht erfüllt. Abstürze, plötzliche Verlangsamung der Geräte, Hängenbleiben bei Updates und vieles mehr sind an der Tagesordnung.

Weiterhin ist die Administration per Microsoft Intune weit entfernt von den Möglichkeiten der Kombination von Apple School Manager und einem MDM wie Jamf School. Die ständigen Aktualisierungen von Windows stören den Schulablauf erheblich, Software lässt sich zudem bei weitem nicht so bequem aus der Ferne installieren und updaten wie bei den iPads. Wenn ich die Zahl der Supportfälle zwischen den Surfaces und den iPads vergleichen müsste, würden auf zehn Surface-Fälle ein iPad-Fall kommen. Noch deutlicher geht die Schere dann bei den Hardwareausfällen auseinander. Jetzt aber die Meinung eines Anwenders.

Jakobs Erfahrung mit dem Microsoft Surface 7+ als Schulgerät

Einführung

Seit 2 Jahren benutze ich das Surface als Schulgerät an meiner Schule. In diesem Artikel werde ich äußern, was ich an dem Microsoft Surface gerne mag und was weniger.

Bevor ich in die Details gehe, möchte ich anmerken, dass das Surface 7+, das wir in der Schule benutzen, das Modell mit 8GB RAM und 128GB Speicherplatz ist, sprich das günstigste Modell, das möglich ist. Das ist verständlich, da man bedenken muss, dass das Gerät eigentlich nur für schulische Zwecke gedacht ist. Aber da dies ebenfalls mein erstes und eigenes technisches Gerät ist, benutze ich dieses Surface auch für jegliche andere Zwecke, unter anderem schreibe ich diesen Artikel gerade darauf mit dem vorinstallierten Microsoft Word. Als Erstes werde ich auf das Arbeiten mit dem Surface Pen eingehen.

Surface Pen

Mein erster Eindruck von dem Surface Pen war super.  Ein relativ handfreundliches Design, ziemlich leicht, und was mich am meisten begeistert hat: Die „Kurzbefehltaste“: Mit ihr konnte ich viele kleine Aktionen mit nur einem Knopfdruck erledigen lassen, wie z. B. einen Screenshot. Leider war es das auch schon mit den positiven Aspekten des Stiftes. In der Theorie klingt das zwar alles großartig, aber in einem Klassenraum mit 20 Schülern ist es eine Katastrophe. Bei den meisten bricht die Mine in der ersten Woche. Alles, was man danach versucht, damit zu schreiben, sieht aus wie ein Kindergartenkind, das auf einem Papier herumkritzelt.

Bei manchen Mitschülern funktioniert der Stift von einem Tag auf den anderen einfach gar nicht mehr, was für einen Preis von mehr als 70€ nicht besonders akzeptabel ist. Vor allem, da es etliche viel günstigere Alternativen gibt, die oft genau so lang oder manchmal sogar länger halten. Ansonsten ist das Schreiben damit auf OneNote erträglich. Die Handschrift sieht bei den meisten am Anfang etwas unlesbarer aus, dafür gibt es aber einige Funktionen, die sonst auf dem Papier nicht möglich wären. wie zum Beispiel das Herumschieben von Texten oder das direkte Einfügen von Bildern Aber genug von dem Stift. Wie meistert das Surface alltägliche Aktivitäten?

Der alltägliche Gebrauch

E-Mails checken, Social Media, Musik hören, Videos schauen, Spiele spielen oder einfach nur browsen – all dafür benutzt der alltägliche Mensch sein technisches Endgerät. Wie gut erfüllt das Surface diese Aufgaben? Erste einmal die Akkulaufzeit: Die Microsoft-Website behauptet, dass das Surface in der Lage wäre, 15 Stunden ohne Netzteil zu laufen. Von meiner Erfahrung können diese Werte höchstens stimmen, wenn das Surface sich im Ruhemodus befindet. Wenn ich dabei bin, eine Serie zu schauen oder Spiele zu spielen, hält das Surface oft nicht länger als 3–4 Stunden. Allerdings habe ich es sowieso meistens am Netzteil.

Hier kommt schon das zweite Problem. Aus irgendeinem Grund wird das Surface oft um einiges langsamer, wenn man es lädt. Dies könnte daran liegen, dass es beim Laden heißer wird. Die Akkulaufzeit ist bei den meisten Windows-Laptops nicht besonders effizient, aber normalerweise sollte ein Laptop beim Laden nicht schwächer werden. Aber abgesehen von diesen Problemen, wie gut kann man mit dem Surface die oben genannten Aktivitäten abschließen? E-Mails oder Nachrichten zu checken ist an sich kein Problem. Aufgrund davon, dass wir nur über 8GB RAM verfügen, kommt das Surface öfter mal ins Rütteln, wenn man Microsoft Teams und seinen Browser gleichzeitig geöffnet hat.

Aber wie ist es denn mit Video-Qualität?  Das Surface verfügt über ein PixelSenseTM-Display mit einer Auflösung von 2736 x 1824 Pixeln, was bei einem Bildschirm von 12,3 Zoll durchaus genügend ist. Es läuft mit den Standard-60×FPS. Was ist mit der Gaming-Erfahrung? Man kann sich mit den oben erwähnten Informationen schon denken, dass man nicht versuchen sollte, ein Spiel mit extrem hohen Graphiken wie „Cyberpunk 2077“ laufen zu lassen. Das Surface verfügt über einen Intel(R) Iris(R) Xe Graphics-Chip. Diese Graphikkarte teilt sich den Arbeitsspeicher mit dem Rest des Systems. Dabei hilft der Fakt nicht, dass unsere Surface besonders wenig davon hat. Einer meiner Freunde hat zum Beispiel ein Surface, das mit 16 GB ausgestattet ist. Viele der oben genannten Probleme treffen für dieses nicht zu.

Betriebssystem

Das Surface läuft natürlich auf Windows 11. Ich bin in meiner Freizeit eine relativ technikbegeisterte Person. Ich komme mit Windows gut zurecht und würde sogar sagen, dass ich es iOS oder MacOS bevorzuge, da es mehr Freiheiten für mich bietet. Man muss aber leider anmerken, dass dies für die meisten Schüler/innen und Lehrer/innen nicht der Fall ist. Viele davon würden wahrscheinlich bevorzugen, mit einem iPad zu arbeiten.

Zusammenfassung

Während viele der oben besprochenen Sachen, sich wie Beschwerden anhören, möchte ich trotzdem sagen, dass ich ein Fan von meinem Surface bin. Auch wenn es weit von perfekt entfernt ist, ist es trotzdem ein gutes Gerät für mich. Außerdem könnte man viele der Probleme lösen können, indem man das Modell mit 16GB Arbeitsspeicher gewählt hätte. Persönlich würde ich ungern mein Surface 7+ gegen ein iPad wechseln.

Fazit

Die Anwendersicht sieht etwas freundlicher als meine Sicht aus der Administratorperspektive aus. Ich sehe das Potential, dass sich aus der Flexibilität der Surfaces ergibt, aber die Schwächen des Systems in Sachen Stabilität, Geschwindigkeit, Batterielaufzeit und Haltbarkeit sind einfach zu groß, als das man die Surfaces der 7er- und 9er-Reihe empfehlen könnte. Es wäre spannend die neue ARM-Version der Surfaces zu testen. Zumindest in Sachen Batterielaufzeit und Hitzeentwicklung wäre das sicher ein Riesensprung. Aber das Hauptproblem für die Verwaltung der Geräte bleibt Windows. Im Schulalltag ist dieses Betriebssystem ein unerwünschter Zeitfresser und es gibt keine elegante MDM-Lösung wie bei Google oder Apple. Insofern von mir einen beherzten Daumen nach unten für den Einsatz in einer Schule.